John Maynard Keynes

The analysis was in terms of a single national economy. What is desperately needed now is a rewrite in terms of the world economy." (John Maynard Keynes's General Theory of Employment, Interest and Money, 1936)

Dienstag, 4. November 2014

Was ist gerechte Kompensation für Innovationen?

Es ist eine der grundlegenden und plausiblen Annahmen wirtschaftlichen Geschehens, dass das Risiko von Innovationen belohnt werden muss. Eine einfache Ursache, dass vorindustrielle Gesellschaften Wachstum im Promillebereich und darunter hatten, lag darin, dass der geschaffene Mehrwert so gering und der kritische Umfang an Innovationen zu einem sich selbst tragenden technologischen Durchbruch so groß war, dass sie immer wieder den Stabilität der Gesellschaften bedrohten.  Zinsverbot, Kastendenken und strenge Regeln und Hierarchien waren das Gebot der Stunde.

Wie groß muss aber die gerechte Kompensation für Risiko heute sein? Es scheint sich um eine Naturgewalt zu handeln, dass im "Neuland" die Märkte nur für die Gewinner da sind. Gegen the-winners-take-all Märkte ist man machtlose. Da der Ausgang von Innovationen prinzipiell nicht vorhersehbar ist, wird Wirtschaft immer mehr zu einer Lotterie, bei der alle einzahlen und nur ganz wenige gewinnen. Es droht tendenziell, dass sich das Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen auflöst und eine Leistungsgesellschaft ihrer Grundlage entzogen wird. Schon heute sind die Indizien plausibel, dass die soziale Differenzierung das Wachstum unterminiert. Hier ist eine der Urachsen, dass sich der Niedriglohnsektor  verbreitert, der Mittelstand ausblutet und neopatriarchalische oder neofeudale Verhältnisse sich ausbreiten können, sowohl in den entwickelten Volkswirtschaften als auch im Rest der Welt.

Dietz Vollrath, ein Professor der Universität von Houston, hat in seinem Blog eine interessante Unterscheidung getroffen: Kompensation für Innovation ja, aber Kompensation für das Skalieren, noch dazu auf globaler Ebene, nein. Innovation gerade bei den schnell wachsenden Technologieunternehmen sind längst nicht mehr den nationalen Markt beschränkt. Es wird Zeit, dass die Gesetze von Neuland verstanden werden und man seine Auswüchse reguliert. Dies ist sowohl eine technologische wie auch eine politische Herausforderung. Ein erster Schritt ist es anzuerkennen, dass die märchenhaften Gewinne bei eher zufälligen Innovationen Ausdruck unzureichender Regulierung sind, und nicht das Resultat eines fairen Marktprozesses, wie oft der Anschein erweckt wird.

Dass ein solcher Paradigmenwechsel zum Einrichten eines wohnlichen Hauses in Neuland möglich ist, zeigt die Geschichte. Das industrielle Zeitalter begann mit dem Nutzen von globalen Möglichkeiten der Wertschöpfung, von attraktiven Atlantikhandel mit Sklaven bis hin zur Aufbesserung der britischen Staatskasse durch die Opiumkriege. Dies war Neuland für die damalige Zeit, neue Möglichkeiten der Reichtumsmehrung, die skrupellos genutzt wurden. Es war dann ein langer Weg zur Ächtung der Sklaverei - der Bürgerkrieg in den USA konsumierte 0.6 % der Bevölkerung - und dem Verbot des Drogenhandels. Erst in den letzten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, mehr als 100 Jahre nach dem Beginn der industriellen Revolution, begannen in England die Reallöhne zu wachsen und der Wohlstand erhielt eine breitere Basis. Nach zwei weiteren Weltkriegen begann die goldene Wachstumsphase der Nachkriegszeit und eine Jahrzehnte umfassende Periode der stabilen Wohlstandsmehrung.

Da ja jeder Vergleich hinkt, vielleicht geht es dieses Mal einige Jahrzehnte schneller?



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