John Maynard Keynes

The analysis was in terms of a single national economy. What is desperately needed now is a rewrite in terms of the world economy." (John Maynard Keynes's General Theory of Employment, Interest and Money, 1936)

Sonntag, 16. November 2014

Mysterium mexikanisches Freihandelsabkommen: Makroökonomen verlieren gegen asiatische Problemlöser


Die ungenügende wirtschaftliche Dynamik Mexikos nach der Unterzeichnung des Freihandelsabkommens mit den USA vor 20 Jahren ist ein Paradox, schreibt Dani Redrik.

Auf der einen Seite hat Mexiko nach dem Lehrbuch der Makroökonomen alles richtig gemacht und den Investoren den roten Teppich ausgebreitet: die ausländischen Direktinvestitionen verdreifachten sich, die Industrie integrierte sich in den nordamerikanischen Markt. Die Arbeitsmarkt- und Finanzpolitik sind konservativ. Die relativen Arbeitskosten sind gesunken, was die Wettbewerbsfähigkeit gerade gegenüber Chin enorm verbesserte, mit einem gegenwärtigen Kostenvorteil von 20 Prozent. Sogar die soziale Ungleichheit ist gesunken dank verschiedener Sozialprogramme.

Aber die wirtschaftlichen Zuwachsraten sind mickrig. Wie die Integration der DDR in das wiedervereinte Deutschland, kann Mexiko seine relative Stellung gegenüber den übermächtigen Partnern nicht verbessern. Eine Ursache, so  ein McKinsey Bericht,  könnte die duale Wirtschaft sein. Dem hochproduktiven und von ausländischen Investitionen getriebenen Sektor steht eine low-street Wirtschaft gegenüber, die in überkommenen Strukturen verharrt. In der Summe kann die exportgetriebene Industrie volkswirtschaftliche Schwächen nicht kompensieren, die totale Faktorproduktivität sinkt sogar. Im Verhältnis zu den asiatischen Tigerstaaten, die sich eher als Problemlöser verstehen, hat die Liberalisierung nicht die erhoffte Dynamik gebracht. Ein Schelm, wer die Nähe zum nordamerikanischen ökonomischen Denken als eine Ursache und die stillen Gewinner des Freihandelsabkommens bei den anderen beiden Partnern vermutet.

Das Phenomenon der dualen Wirtschaft wurde erstmalig in Südafrika beschrieben: das parallele Bestehen einer hochproduktiven, modernen Wirtschaft neben einer unterentwickelten. Daraus entsteht ein enormer politischer Druck, was einen ebenso grossen staatliches Gegengewicht erfordert. In Südafrika war dies die Apartheit und der eher sehr zähe und noch nicht abgeschlossene Wechsel des Wachstumsmodells nach der Demokratisierung. In Mexiko sind es die mitunter bürgerkriegsähnlichen Zuständen mit einer fünfstelligen Anzahl von Opfern im Jahr. Auch für den Finanzplatz London können Merkmale einer dualen Wirtschaft beschrieben werden: ca. 1 Quadratkilometer City steuern 20 % zum britischen BIP bei, aber der Einfluss auf Politik und Wirtschaft ist viel größer, was nicht immer im volkswirtschaftlichen Interesse ist. Angesichts wachsender Komplexität und Unvorhersagbarkeit, der relativen Stagnation der Demokratisierung bei Zunahme von fragilen und zerfallenden Staaten kommt dem Phänomen dualer Volkswirtschaften auch in der Zukunft wohl mehr Bedeutung zu.

Den Schlussfolgerungen Dani Rodriks kann man sich nur anschliessen: pragmatisches Handeln unter Berücksichtigung des gegebenen Kontexts.

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