John Maynard Keynes

The analysis was in terms of a single national economy. What is desperately needed now is a rewrite in terms of the world economy." (John Maynard Keynes's General Theory of Employment, Interest and Money, 1936)

Sonntag, 2. November 2014

Innovationen, nicht Gier, sind eine der Ursachen der globalen Finanzkrise

Moralische Kategorien sind ein nützliches und effektives Instrument der politischen Mobilisierung, aber wenig geeignet für das Erkennen von makroökonomischen Trends. Bei der Beurteilung der globalen Finanzkrisis von 2008 wird viel mit Gier, Skrupellosigkeit und unberechtigter Bereicherung argumentiert.
So richtig dies bei der Beurteilung von Ekzessen ist, so unbefriedigend ist der Erklärungsansatz um herauszufinden, warum Bedingungen entstehen konnten, bei denen allgemeine menschliche Veranlagungen nicht eingedämmt und vom bestehenden Umfeld begrenzt wurden.

Izabella Kaminska weist in einer Buchrezension in FT Alphaville auf eine plausible Erklärung für die Finanzkrise 2008 hin: Es ist der technische Fortschritt, inbesondere die Verbreitung der Informationstechnologien, die die Märkte revolutionierte. Kredite wurden nicht mehr in der Bilanz gehalten, sondern konnten fast zum Nulltarif verbrieft und gehandelt werden. In einem Hase-und-Igel Spiel mit den staatlichen Aufsichtsbehörden entstand ein stetig wachsender Schattensektor, wobei die staatlich regulierten Märkte naturgemäß wirtschaftlich mehr und mehr ins Hintertreffen geriet.

Schließlich wurde eine kritische Größe erreicht, bei dem niemand mehr wusste, wo welche Risiken liegen. Zugleich hatte der Schattensektor einen Ausmaß erreicht, der die gesamte Volkswirtschaft in Haftung nehmen konnte.  Mit dieser Verhandlungsmacht im Rücken war es letztlich nur eine technische Frage,
in welchem Umfang der reguliertMarkt  und der Schattensektor vom Steuerzahler gerettet werden mußte. Nun steht der Schattensektor auf der Agenda der Politik und man kann davon ausgehen, dass in kleinen Schritten eine - zumindest partielle - Anpassung an die neuen technischen Möglichkeiten erfolgen wird. Durch die Verbindung mit der Staatsschuldenkrise und einer jahrzehntelangen Kreditzyklus verläuft
der Anpassungsprozess vorerst äußerst zähflüssig.
Mit anderen Worten, der Mechanismus unterscheidet sich nicht wesentlich von früheren Strukturanpassungen und von Blasenbildungen. Ein bestehendes Gleichgewicht gerät durch technische oder andere Innovationen aus dem Gleichgewicht. Diese Innovationen ermöglichen scheinbar die risikoarme Geldvermehrung.  An einem bestimmten Punkt ist ein kritischer Umfang erreicht, der ein reibungsloses Funktionieren ermöglicht. Es sind nicht-lineare, expotentielle Prozesse. die lange unsichtbar bleiben und dann abrupt nicht mehr gemanagt werde können. Eine Krisis tritt ein, die einen längeren Anpassungsprozess notwendig macht.




Referenz:
http://ftalphaville.ft.com/2014/10/31/2025592/why-banking-got-out-of-control-in-the-digital-age/
Izabella Kaminska: Why banking get out of control in the digital age, FT Alphaville, Oct 31, 2014

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