Was bestimmt Wachstum? Die eigentliche Königsfrage
der Wirtschaftswissenschaften ist und bleibt ein Mysterium. Jeffrey Sachs und
Gordon C.McCord haben einen
Artikel „Development, Structure,
and Transformation: Some Evidence on Comparative Economic Growth“ veröffentlicht,
der die umfangreiche und kontrovers geführte Debatte über die Faktoren des Wachstums nach der
Veröffentlichung des Buches von Daron Acemoglu und James A. Robinson „Why
Nations fail“ im letzten Jahr aufnimmt.
Die Autoren sehen die Interaktion von drei
Faktoren: Institutionen, Geographie und Technologie. Sie zeigen an historischen
Beispielen, dass diese Faktoren eine spezifische Mischung haben mussten, um
einen technologischen Durchbruch zu erzielen, der sich dann global ausbreiten konnte. Sie untersuchen ihre Wechselwirkung an fünf geschichtliche Transformationen: zu hoher
Energieintensität, zur moderner Landwirtschaft, zur Wissensproduktion, zu einer
sinkenden Mortalitätsrate und die Urbanisierung.
Kohle- und Eisenerzvorkommen, die Nähe zu Häfen und
ein gemäßigtes Klima hatten so eine kritische Bedeutung für den Beginn der
industriellen Revolution in England. Leider nicht betrachtet wird der enorme
europäische Wohlstandszuwachs durch den Kolumbus-Express, der erst
institutionelle Experimente im volkswirtschaftlichen Umfang am Vorabend der industriellen Revolution erst zuließ, oder die
Rolle der Niederlande bei der Finanzierung des englischen Wachstum.
Was bedeutet die Überlegungen für das Verständnis
von Wachstum heute? Wachstum ist ein komplexer Prozess, der von Zufälligkeiten
wie Rohstoffen und Handelsverbindungen genauso geprägt ist wie von guter
Regierungsführung und marktwirtschaftlichen Reformen. Wachstum tritt ein, wenn
die Voraussetzungen vorhanden sind. Und mit der Zeit verändern sich die
Voraussetzungen, so dass sich eine kritische Größe viel einfacher im Nachhinein
als in der Jetztzeit erkennen lässt.
Es ist erstaunlich, dass mit den Milleniumsdörfer von Jephrey Sachs auch der Versuch
verbunden ist, diese Komplexitäten durch Technologie zu ersetzen, was nicht
funktionierte (hier).
Die Unterscheidung in inklusive und exklusive
Institutionen von Acemoglu und Robinson ist von einem moralischen und
politischen Standpunkt aus einleuchtend, hilft aber wenig weiter, wenn Muster
und Logiken in komplexen Prozessen und einem historischen Kontext verstanden
werden sollen. Aus dieser Hinsicht ist der Artikel eine von Sachs und McCord
ein willkommener Baustein für die nach wie vor wenig verstandene Grundlagen
unseres Wohlstandes.
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